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Visionär in schweren Zeiten:
Ehrenbürger Franz Xaver Kürzinger (1870-1951)

Pfarrer Franz Xaver Kürzinger war der erste Ehrenbürger unserer Gemeinde. Doch es erinnern weder Straßennamen noch Denkmäler an ihn. Wer war dieser Mann, der vor über 100 Jahren in unserer Gemeinde wirkte? Kürzinger wurde am 6. November 1870 in Untergrafenried in eine oberpfälzische Lehrerfamilie geboren. Er besuchte für fünf Jahre das Gymnasium in Amberg, bevor es ihn für weitere Studien in die Ferne zog. Im südbelgischen Differt schloss er seine Schulbildung ab, dann ging er fürs Studium der Philosophie und der katholischen Theologie nach Frankreich. Der Erzbischof von Aix-en-Provence ordinierte Franz Kürzinger am 15. Juli 1894. Für zwei Jahre wirkte er in der Tradition des Vaters als Lehrer in Differt, 1896 kam er dann in das Bistum Augsburg. All diese Daten sind einem Akt des Kultusministeriums über die Besetzung der Pfarrei Asbach zu entnehmen, welcher sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv befindet. Doch die Dokumente zeigen auch: Der Start in Asbach war schwierig. Eine bayerische Pfarrei ohne bayerisches Abitur leiten? In dieser Zeit waren Kürzingers „Auslandssemester“ mehr Hindernis, als Vorteil! Kürzinger besetzte deshalb die Stelle seit November 1897 als Pfarrvikar, erst ab Juli 1902 auch ganz offiziell als Pfarrer.

Der Pfarrer sah sich an seinem neuen Wirkungsort mit vielen Problemen konfrontiert. Insbesondere die Eingemeindung von Bäumenheim (vormals Pfarrei Mertingen) machte Schwierigkeiten. Denn um die Jahrhundertwende war die ursprünglich kleine Filiale auf eine Seelenzahl von über 500 angewachsen. Nachdem der prosperierende Ort gleichzeitig immer enger an den Asbacher Ortskern heranwuchs, erschien eine künftige Betreuung durch die Pfarrei Asbach zweckmäßig und geradezu unumgänglich. Per Dekret vom 22. Juni 1904 wurde Bäumenheim Teil der Pfarrei Asbach.

Doch mit ein paar Unterschriften waren die Probleme vor Ort längst nicht gelöst. Denn im Gegensatz zu den gegenwärtigen Zeitumständen sah man sich ja nicht mit einer sinkenden, sondern einer stetig steigenden Anzahl von Kirchgängern konfrontiert! Die Größe der Pfarrgemeinde von Asbach mit Bäumenheim überstieg die Kapazitäten der Asbacher Pfarrkirche nun bei weitem. 1200 Katholiken, nach damaligen Schätzungen waren das etwa 700 regelmäßige Kirchgänger, standen in der ohnehin baufälligen Kirche nur 105 Sitzplätze zur Verfügung. „Die Pfarrkirche ist viel zu klein, fasst kaum die schulpflichtige Jugend“ ist in den Protokollen bischöflicher Visitationen zu lesen. Der dringende Wunsch von Pfarrer Kürzinger, Kirchenverwaltung und Gemeinde war deshalb ein Neubau. Schon seit Februar 1901 bestand deshalb der „katholische Kirchenbau-Verein“, dessen klares Ziel den im Pfarrarchiv dokumentierten Statuten zu entnehmen ist: Zweck des Vereins ist die Erbauung einer katholischen Kirche in Asbach sowie die Aufbringung der dazu erforderlichen Mittel. Den leeren Kassen der Kirchenstiftung zum Trotz setzten die Mitglieder des Kirchenbauvereins alle Hebel in Bewegung, die erforderlichen Gelder durch Kreiskollekten, Privatspenden und eiserne Sparmaßnahmen anzusammeln. Nie ausgeführte Pläne für einen Neubau der Asbacher Kirche nahmen 1905 einen Bauplatz nicht weit von der heutigen Bäumenheimer „Ortsmitte“ in den Fokus.  Doch spätestens der Beginn des Ersten Weltkriegs machte alle Pläne zunichte.

Und doch war der „welterfahrene“ Kürzinger sicherlich der richtige Mann für die Pfarrei mit einem Ausländeranteil von 20 Prozent und einem nicht immer einfachen Zusammenleben alteingesessener Landwirte und zugezogener Arbeiter. Nach 22 Jahren in der Pfarrei und zum 25jährigen Priesterjubiläum stimmte der wenige Wochen zuvor erstmals gewählte Gemeinderat deshalb im Juli 1919 einstimmig für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Ein „ideales Verhältnis zwischen Seelsorger und Gemeinde“ konstatierte das Donauwörther Anzeigenblatt, als Kürzinger unsere Gemeinde im August 1920 in Richtung Dinkelscherben verließ. Dort starb der Geistliche Rat am 2. Juli 1951 im Ruhestand.

Franz Xaver Kürzinger Pfarrer Asbach Bäumenheim Dinkelscherben
Sterbebild Kürzinger Dinkelscherben

links: Portrait um 1920

rechts: Sterbebild für Pfarrer Kürzinger in Dinkelscherben

Die Neubaupläne des Donauwörther Bauamtmanns Putz aus dem Jahr 1905 wurden nie verwirklicht.

Pfarrer Kürzinger (links) mit Familienangehörigen vor der alten Pfarrkirche und dem Pfarrhof (1910)

1910 schrieb Pfarrer Kürzinger einen Namenstagsgruß an seinen Amtskollegen Nicolaus Klaus in Aislingen (Lkr. Dillingen) - abgebildet ist sein stattliches Wohnhaus, der doppelstöckige und mit einer kleinen Landwirtschaft ausgestattete Asbacher Pfarrhof. Er wurde 1927 abgerissen.

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