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Als Bäumenheim eine eigene
Polizeistation hatte

„Klein-Paris“ nannte man unsere Gemeinde früher im Volksmund und diesen Spitznamen gab man uns nicht ohne Grund. Im weiten Umkreis war Bäumenheim für sein quirliges Nachtleben bekannt. Arbeiter und Landwirte, aber auch Vertreter, Geschäftsleute und in Donauwörth stationierte US-Soldaten durchzechten in den Wirtschaften und Kneipen des Ortes so manche Nacht. Nicht immer ging es dabei friedlich zu. Allzu ausschweifende Gelage wurden schnell ein Fall für die Staatsgewalt. Für lange Zeit jedoch hatte Bäumenheim keine eigene Polizeistation. Bis 1944 sorgten die Beamten des Gendarmeriepostens Mertingen für Recht und Ordnung im Ort. Doch gegen Ende des zweiten Weltkriegs verschlechterte sich die Sicherheitslage dramatisch. Über tausend KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter mussten hier bei Dechentreiter und Droßbach Arbeit verrichten, die Versorgungslage in den Lagern und in der Bevölkerung war prekär. In dieser schwierigen Situation wurde in Bäumenheim eine eigene Polizeidienststelle geschaffen, die man notdürftig im Mädchenheim einrichtete. Ein Postenführer und ein Hilfspolizist verrichteten dort ihren Dienst. Bereits kurz nach Kriegsende konnte ein Dienstzimmer von etwa 15 Quadratmetern im Neubau des Metzgermeisters Georg Weihmayer an der Hauptstraße (heute Metzgerei Göth) bezogen werden, der Postenchef erhielt hier gleichzeitig eine Wohnung.

In den 50er Jahren waren für die Landpolizeistation Bäumenheim bis zu fünf Beamte tätig. Ihr Überwachungsbereich erstreckte sich auch auf die Gemeinden Genderkingen und Eggelstetten mit Flein, den Ortsteil Hamlar und die Königsmühle, den Urfahrhof an der Donau und zwei Bahnposten auf der Donautalbahn in Richtung Neuburg. Ihre Dienstgänge bestritten die Polizisten mit zwei Fahrrädern und einem Motorrad der Marke NSU. Zu tun gab es für die Beamten genug. Einige Ehemalige hielten in den 1980er Jahren Rückschau auf ihre Dienstzeit und fassten Bemerkenswertes in einer kleinen Chronik zusammen. Alfred Seel, der von 1948 bis 1960 in Bäumenheim tätig war, erinnerte sich: „Aufsehenerregend und beunruhigend für die Bevölkerung war in den frühen 50er Jahren eine Reihe von fortgesetzten Diebstählen verschiedener Art zur Nachtzeit aus Wohnungen und Geschäftshäusern in Asbach-Bäumenheim und Umgebung. In umfangreichen Ermittlungen konnten die Beamten der LP-Station Bäumenheim zwei junge Asbach-Bäumenheimer ermitteln, die über 30 Straftaten begangen hatten.“ Georg Hirner, der von 1958 bis 1960 die Leitung der Station innehatte, hielt in seinen dienstlichen Memoiren fest: „In Bäumenheim, das im Volksmund als das zweite Paris im weiten Umkreis bekannt war, verkehrten unter anderen auch Soldaten der Donauwörther Kaserne in den Lokalen. Die Calypso-Bar war Anziehungspunkt junger Leute. Sie wurde auf Weisung der Polizei und des Landratsamtes im Herbst 1959 geschlossen, weil fortgesetzt unsittliches Verhalten an der Tagesordnung war.“

Die Polizeistation überlebte die „Calypso-Bar“ nur kurz. Sie fiel - nach einem kurzzeitigen Umzug in die Neue Straße (Anwesen von Bauunternehmer Heinz Weber) im April 1960 der Neugliederung der Bayerischen Polizei zum Opfer. Ihr Dienstbereich wurde den Kollegen in Donauwörth übertragen.

Polizeistation Bäumenheim

Der Landpolizeiposten Bäumenheim um 1950, von links: Herbert Münster, Josef Rupprecht, Leonhard Rettinger, Alfred Seel, Walter Pitzek

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