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Asbacher, Bäumenheimer
und Hamlarer an der

Front

Mit Gott für König und Vaterland

Der Mobilmachungsbefehl vom 2. August 1914 bedingt auch in Bayern die Einberufung der wehrfähigen Männer. Während die Ereignisse in den Großstädten teils von Jubelrufen begleitet werden, ist die Stimmung auf dem Land oft eher verhalten. Zu Beginn der Erntezeit trifft die Mobilmachung die Asbacher Bauern und Dienstboten unvorbereitet. Auch in der Fabrikbevölkerung, die der Sozialdemokratie nahesteht, ist  die Stimmung gedrückt. Schriftführer Josef Müller notiert in das Protokollbuch des Veteranen- und Kriegervereins Asbach am 4. August: „ […] Unter ernsten Ansprachen und Toasten trennten sich die Mitglieder mit dem Wunsche , daß der uns aufgedrungene Krieg mit Gottes Hilfe unßer Vaterland vor den Gewaltakten zügelloser Völker schützen möge und daß alle gesund und siegesbewußt zu den Ihrigen zurückkehren mögen. Mit Gott für König und Vaterland!“

Bartholomäus Dorn fällt als erster Asbacher – er wird seit 24. September 1914 vermisst und ist heute in einem Kameradengrab auf dem Soldatenfriedhof in Maissemy (Département Aisne) beigesetzt.

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In geschwungener Schrift führt der spätere Bürgermeister Josef Müller in den Kriegsjahren Protokoll beim Veteranen- und Kriegerverein Asbach.

Georg Schiele (1894-1979)

München im Sommer 1914 - der gebürtige Hamlarer Georg Schiele träumt von einer Zukunft als Großhandelskaufmann in der bayerischen Landeshauptstadt. Doch kurz vor Weihnachten wird Georg zum Bayerischen 20. Infanterie-Regiment eingezogen, schon Ende Januar 1915 steht er an der Front. Es folgen Einsätze in den Schlachten bei Arras und an der Somme, bei Verdun, an der Aisne und in der Champagne. 1915 wird Georg zum Unteroffizier ernannt, 1916 wird er Vizefeldwebel, 1917 Leutnant. Eisernes Kreuz und Bayerisches Militärverdienstkreuz schmücken die Brust des jungen Mannes – doch zu welchem Preis! Nach jahrelangen, unmenschlichen Anstrengungen an der Westfront erlebt er am 2. April 1918 hautnah den Tod seines Bruders Ludwig im Schützengraben. Nach einem Nervenzusammenbruch verbringt Georg die folgenden Wochen im Lazarett.

Nach Kriegsende übernimmt Georg mit seiner Frau – einer gebürtigen Münchnerin – den elterlichen Hof in Hamlar.

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Georg (rechts) mit Kameraden im Schützengraben (um 1916)

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Liebste Eltern!

 

Anbei eine Ansicht von dem durch die Franzosen zusammengeschossenen Städtchen Vimy (Kirche). Dieses liegt 1 Stunde hinter der Front und die ganze Stadt (wie Douaumont) wurde bei der Offensive im Mai und September-Oktober in einen Trümmerhaufen geschossen, wie die Franzosen dort unsere Reserven suchten. Wir sind vor dieser Stadt auf einer Anhöhe in Stellung und marschieren immer durch. Schickt mir ein Halstuch, nicht zu dick! Wir haben zur Zeit ein fürchterliches Sauwetter.

Euer Georg [Dezember 1915]

Ein Kompass gibt Georg Schiele während seiner Einsätze an der Westfront Orientierung in völlig unbekanntem Terrain. Für den Neffen Michael Hausmann ist das Stück heute eine wertvolle Erinnerung an den Onkel.

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Georgs Bruder Ludwig Schiele wird am Abend des 2. April 1918 bei Moreuil (Département Somme) durch einen Granatsplitter tödlich verwundet und findet auf dem nahegelegenen Friedhof in Morisel seine letzte Ruhe. Er wird nur 21 Jahre alt. Zuhause erinnert noch heute ein Gemälde an den Verwandten.

Josef Lehmann (1888-1971)

Josef Lehmann stammt aus gutem Hause. Der Vater Karl August ist Prokurist bei Oskar Mey und ermöglicht seinen Söhnen den Genuss gymnasialer Bildung am Progymnasium Donauwörth und auf einem weiterführenden Realgymnasium in Augsburg. 1907 tritt Josef seinen Wehrdienst an. Bei Kriegsausbruch führt der Bäumenheimer bereits den Dienstgrad eines Leutnants. Im Mai 1917 wird Josef verwundet – es ist bereits sein dritter Lazarettaufenthalt. Einen Tag nach seiner Entlassung heiratet Josef am 7. Juni die Apothekerstochter Pia Bertele in Wertingen. Als Polizei-Hauptmann wird Josef 1920 in die Bayerische Landespolizei übernommen. Dort erlebt er den Hitlerputsch im November 1923 hautnah. Im Zweiten Weltkrieg gelingt Lehmann schließlich der Aufstieg zum Generalleutnant. Als Kommandeur der Heerestruppen in den Niederlanden kommt dieser noch einmal mit dem längst erloschenen Kaisertum in Berührung:  Er trifft Wilhelm II. als letzter fremder Gast  in seinem Exil in Haus Doorn bei Utrecht und besucht die Beerdigung des letzten deutschen Kaisers im Juni 1941.

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Josef Lehmann und Pia Bertele heiraten am 7. Juni 1917 in Wertingen. Die Aufnahme entstand im Fotoatelier Siemssen in der Augsburger Bahnhofstraße.

Familie Ruider: Vier Brüder an der Front

Vier Söhne der Asbacher Familie Ruider ziehen in den Krieg. Schon nach wenigen Wochen treffen die ersten Postkarten aus Frankreich ein und nähren in der Heimat die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. Drei Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Josef gerät im April 1917 in französische Gefangenschaft, Bruder Georg fällt im August an der Westfront. Und von Sebastian erreicht die Familie Post vom Krankenbett im Lazarett. Die anfängliche Kriegsbegeisterung weicht Trauer und Sorge.

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Kreszentia, Franziska und Josefa Ruider posieren im Augsburger Fotostudio Kandler mit ihren Brüdern Josef und Johann.

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Die kleine Sölde am beschaulichen Asbacher „Zipfel“ mit der Hausnummer 55 1/2 ist das Geburtshaus der zwölf Kinder der gebürtigen Rieser Johann Ruider und Josefa geb. Ernst. Vier Brüder erleben wenige Jahre später die Schrecken des Krieges hautnah an der Westfront. 

Josef Ruider

1892-1970

Vor Beginn des 1. Weltkriegs verdingt sich Josef als Knecht bei Landwirten in Asbach, Mertingen, Riedlingen und Genderkingen. Seit Februar 1915 dient er in einem bayerischen Infanterieregiment. Im April 1917 gerät Josef in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Heimkehr im Frühjahr 1920 arbeitet er zunächst als Bahnarbeiter und später im Beamtendienst am Mertinger Bahnhof.

Johann Ruider

1894-1984

Johann Ruider dient als Infanterist an der Ost- und Westfront. Nach Kriegsende findet er im Februar 1919 Anstellung am Bahnhof in Mertingen, als Bahnwärter versieht er für viele Jahre seinen Dienst als Streckengeher zwischen Meitingen und Donauwörth.

Sebastian Ruider

1897-1958

In mehrfachen Lazarettaufenthalten und mit einer schweren Verwundung am Unterkiefer leidet Sebastian Ruider unter den Schrecken des Weltkrieges in besonderem Maße. Im Zweiten Weltkrieg wird er erneut eingezogen – und überlebt. 

Georg Ruider

1898-1917

Mit 13 Jahren beginnt Georg Ruider 1912 seinen Dienst als Knecht auf dem Hof von Johann Wiebel in Asbach. Ab Februar 1916 ist er bei Gastwirt Matthias Groß in Gablingen beschäftigt. Seit April 1917 kämpft Georg Ruider in belgisch und französisch Flandern. Am 3. August wird er bei La Bassée (Region Nord-Pas-de-Calais)  durch ein Artilleriegeschütz tödlich verwundet und auf dem Friedhof in Salomé beerdigt. Sein Grab besteht bis heute.

Vimy den 19. Juni 1916

 

Werte Fany,

 

deinen Brief erhalten, was mich sehr freute. […] Wir sind zur Zeit zur Erholung auf einige Zeit zurück gekommen was wir sehr notwendig brauchen. Unsere Nerven sind ganz kaput mit der ewigen Schießerei Tag und Nacht. Man soll gar nicht glauben, was der Mensch aushalten kann, das glaubt uns Zwölfer kein Mensch, was wir bis jetzt ausgehalten haben unter dem Artilleriefeuer, eine Granate um die andere kam und riß wieder einen Kameraden weg. Wir sind jetzt froh, daß man wieder ausruhen kann und bei Nacht ruhig schlafen kann und nicht zu fürchten hat, eine Granate erschlägt einen auf dem Ruhelager […] Grüßt dich freundlich Lembeck Joseph

 

Familienfreund Joseph Lembeck schreibt an Franziska Ruider (verh. Neureiter, 1891 – 1972)

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An Fräulein Fany Ruider

Als unbekannt will ich Ihnen ein Kärtlein schicken. Und hoffe auf ein baldiges

Wiedersehen. Die herzlichsten Grüße aus dem Feindesland sendet Georg Springer

Postkarte Georg Springers an seine Schwägerin Franziska Ruider

Kriegsmüde

Die Stimmung in der Bevölkerung ist ruhig und gedrückt. Der allgemeine Wunsch bei der ländlichen Bevölkerung geht nach Frieden um jeden Preis; über die Folgen eines ungünstigen Friedens machen sich die Leute kein Kopfzerbrechen. „Schlimmer wie es jetzt ist, wird es nicht“ kann man gewöhnlich hören.

 

Diesen Bericht schickt das Bezirksamt Donauwörth im Oktober 1918 an die Regierung von Schwaben und Neuburg. Wenige Wochen später ist das Königreich Bayern Geschichte, am 11. November schweigen an der Front die Waffen. Die Heimkehrer werden zu Hause mit Musik und Tanz begrüßt. Doch zahlreiche Männer kommen körperlich und seelisch versehrt von der Front zurück. Sie leiden ihr Leben lang unter den Folgen des unmenschlichen Krieges.

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Kriegsheimkehrer aus Asbach-Bäumenheim sind vor dem Gasthaus des Karl Bauer (Unterwirt) für ein Gruppenfoto aufgestellt. Auch vier Veteranen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 haben sich zu den Feierlichkeiten eingefunden. Es sind mittig sitzend (von links) Sebastian Baur, Johann Haupt, Johann Uhl und Ludwig Stegmüller.

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Mit Begleitung Oberndorfer Musikanten feiern die Hamlarer ihre Heimkehr.

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